Genaugenommen ist „Enduro“ die Bezeichnung für den klassischen Geländesport (Ursprünglich mit „GS“ bezeichnet) und lässt sich aus dem Spanischen etwa mit: „hartmachen / ertragen / erdulden“ übersetzen, was schon Vieles verdeutlicht. Laut internationaler Definition ist Enduro eine Motorsportdisziplin bei der die „Zuverlässigkeit der Motorräder und das Können der Fahrer“ geprüft werden soll.
Eine der bekanntesten Veranstaltungen sind die Internationalen „Six-Days“ mit mehr als 500 Startern oder der November-Kasan in Skandinavien. Die ursprünglichen Enduro-Wettbewerbe sind meistens keine Geländerennen bei denen der Gasgriff immer bis zum Anschlag geschraubt wird; Hier ist vielmehr Vielseitigkeit das A und O. Entscheidend für die Platzierung: die Einhaltung der vorgegebenen Sollzeiten während der Zuverlässigkeitsfahrt und die benötigte Fahrzeit in den Sonderprüfungen. Vollgas ist also (im Gegensatz zu Moto-Cross) nur auf ganz bestimmten Abschnitten angesagt.
Ausnahmen gibt es etwa bei sogenannten „Marathon-Enduros“ wie die international bekannten Wettbewerbe wie das Strandrennen von „Le Touquet“ oder auf der schwedischen Insel das „Gotland Grand National“ und die höchste Rundenzahl, die ein Teilnehmer in der vorgeschriebenen Zeit erzielt, hat gewonnen.
Die reinen Enduro-Wettbewerbe sind in der Regel als Ein- oder Zweitageveranstaltungen organisiert. Die Strecke selbst ist durchgängig mit Zeichen (z.B. Richtungspfeilen) markiert. Sie führt sowohl über öffentliche Wege und Straßen als auch durch Gelände mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Knietiefer Sand, Geröll gröbster Sorte, anspruchsvolle Schlammpassagen, holpriges Wurzelwerk oder steile Auf- und Abfahrten alles ist möglich.
Dafür ist Enduro sehr spannend, denn es geht immer ins Ungewisse: Vor dem offiziellen Start ist das Befahren der Wettbewerbsstrecke bei Strafe des Ausschlusses verboten. Die genaue Beschaffenheit des Geländes lässt sich zunächst nur erahnen. Die Überraschungen gibt es dann unterwegs. Selbst die Sonderprüfungen, die auf Bestzeit gefahren werden, können nicht trainiert werden, sondern vorher nur zu Fuß abgelaufen werden. Die Kunst des Endurofahrers besteht darin, seine so gesammelten Kenntnisse des Tests umzusetzten, dass er auch auf der Jagd nach der Bestzeit sich immer noch an die Streckenführung erinnert.
Mit den Fahrzeiten ist es ähnlich. Sie entsprechen je nach Geländezustand und witterungsbedingungen Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 35 und 50 km/h und sollen normalerweise für alle Akteure zu schaffen sein. A-Zeit für schönes Wetter, B-Zeit für schlechtes Wetter. Doch der Spielraum bleibt groß: Was für die Elite Bummelei ist, kann für unerfahrene Nachwuchspiloten schon zu einer Dauerhatz werden. Geschick und Umsicht sind vonnöten, denn Unpünktlichkeit – das heißt hier zu frühe oder zu späte Ankunft an den Zeitkontrollen – kann alle Siegeshoffnungen zunichte machen. Für jede überschrittende Minute gibt es beispielsweise 60 Strafpunkte.
Übrigens: Bei Enduro-Wettbewerben wird quasi einzeln gestartet. Zwar haben in der Regel zwei oder drei Fahrer dieselbe Startzeit, doch man fährt nicht genau zusammen los. Schon deshalb nicht, weil Motorräder nicht in jedem Fall beim ersten Kickstartertritt anspringen.
Den Fahrern ist es streng untersagt, sich auf der Wettbewerbsstrecke in irgendeiner Form begleiten zu lassen. Unterwegs ist jeder Akteur ganz auf sich allein gestellt. Was hat es mit den Sonderprüfungen auf sich? Als besondere Herausforderung, als Tüpfelchen auf dem i und um so die Spreu vom Weizen zu trennen, wie es so schön heißt. Schon am Morgen beim Start erfolgt die Startprüfung, bei der das Motorrad innerhalb einer Minute in Gang gebracht und mit Motorkraft eine 20 Meter entfernte Linie überfahren werden muss.
Innerhalb jeder Veranstaltung sind zudem Gelände-Geschwindigkeitsprüfungen vorgeschrieben, die Moto-Cross-Charakter haben. Internationale Enduro-Wettbewerbe enthalten überdies eine sogenannte Spezialprüfung (Enduro- und/oder Extremtest), bei der Start und Ziel nicht identisch sind. Zu den Six Days (Mannschaftsweltmeisterschaft) gibt es sogar ein crossähnliches Abschlussrennen im Gelände, bei dem die Fahrer klassenweise gemeinsam (!) starten. Die Auswertung der Enduro-Wettbewerbe ist ziemlich kompliziert. Sie kann erst nach Ankunft des letzten Fahrers im Ziel erfolgen, wenn nämlich alle Zeitkontrollen (ZKs) der Strecke vorliegen. Denn selbst an der letzten Kontrolle kann eine gute Platzierung durch eine Verspätung noch fallen. Dank modernster Computertechnik, lassen sich jedoch schon während des Wettbewerbes die ersten Zwischenergebnisse der Sonderprüfungen teilweise sogar schon online im Netz verfolgen.
Noch einige Worte zu den Motorrädern. Wie kann ihre Zuverlässigkeit über lange Distanzen unbestechlich kontrolliert werden? Ganz einfach: Die funktionswichtigsten Teile werden vor dem Start mit Spezialfarbe markiert, so dass ein unerlaubtes Auswechseln unterwegs nicht möglich ist: das vordere Startnummernschild, der Motor, die Räder und der Rahmen. Alles andere darf ausgetauscht werden. Aber: Bei Reparaturen ist es dem Fahrer verboten, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er muss alle Schäden selbst beheben. Mechaniker und Betreuer dürfen nur Kraftstoff nachtanken und Reifenluft geben. Wichtig ist, dass auch die speziellen Enduro-Motorräder von Heute generell für den Straßenverkehr zugelassen sind. Sie müssen deshalb nach wie vor nach den Bestimmungen der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung gebaut werden. Sie tragen also vorn einen Minischeinwerfer und hinten ein Rücklicht und ein Nummernschild mit polizeilichem Kennzeichen. Auch Tacho und Hupe sind Pflicht.
Ansonsten haben die Wettbewerbs-Enduros mit den Alltagsmotorrädern nicht mehr viel gemein. Immer enger wird hingegen ihre Verwandtschaft zu reinrassigen Moto-Cross-Rennern: Hochleistungsmotoren, Wasserkühlung, Leichtbaurahmen, Scheibenbremsen und Federwege jenseits der 300 Mil-limeter. Ein Letztes: Natürlich lassen sich auch interessante Serientechnik-Wettbewerbe organisieren. Gemeint sind Enduro-Veranstaltungen, bei denen mit handelsüblichen Mokicks oder Motorrädern gefahren werden kann. Vorausgesetzt, das Anforderungsprofil – Streckenlänge, Fahrzeit usw. – wird den technischen Potenzen der Maschinen (und den Fähigkeiten der Akteure!) vernünftig angepasst. Um die Unterschiede zwischen Enduro und Motocross noch besser hervorzuheben, kann man sehr gut Vergleiche zu anderen Sportarten ziehen. Während es sich beim Motocross wie mit Sprintern in der Leichtathletik oder der Formel 1 verhält, kann man den Endurosport dem Marathonlauf oder der Rallye zuordnen.